08.04.2020

Sozial- und Erziehungsdienst

Sozial- und Erziehungsdienst: dbb und komba gewerkschaft gehen mit klaren Forderungen in die Tarifverhandlungen. © Regenwolke0/pixabay.de

Tarifverhandlungen gestartet

Vor Beginn der Verhandlungen erläuterte dbb Chef Ulrich Silberbach die aktuelle Situation: „Wer die zunehmende Verrohung und Spaltung der Gesellschaft wirksam bekämpfen will, der muss den vielen politischen Statements über den Wert von frühkindlicher Bildung nun auch Taten folgen lassen und für die Fachkräfte in der Sozialpädagogik wertige Bezahlungsgrundlagen schaffen. Dazu haben wir den kommunalen Arbeitgebern unsere Forderungen für den Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes übermittelt, die Grundlage für die am 5. März 2020 beginnenden Tarifverhandlungen sind“

Mit folgenden Forderungen geht der dbb in die Verhandlungen:

  • Verbesserung der Eingruppierungsmerkmale, insbesondere durch Anhebung
  • der Grundeingruppierung der 
  1. Kinderpflegerinnen und Kinderpfleger
  2. Sozialassistentinnen und Sozialassistenten
  3. Erzieherinnen und Erzieher
  • Überarbeitung der Eingruppierungsmerkmale für Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeiter sowie Sozialpädagoginnen und Sozialpädagogen mit dem Ziel einer verbesserten Zuordnung zu den jeweiligen Entgeltgruppen
  • Anpassung der Stufenlaufzeiten
  • Honorierung von Qualifizierungen beziehungsweise Fort- und Weiterbildungen durch bessere Eingruppierung, Aufstiegsmöglichkeiten oder gegebenenfalls Zulagen für alle Beschäftigten
  • Ausdehnung der Vorbereitungszeit, um mehr Zeit für die mittelbare pädagogische Arbeit zu haben
  • Faktorisierung von Plätzen zum Beispiel für Kinder unter drei Jahren und für behinderte Kinder im Sinne des § 2 Sozialgesetzbuch (SGB) IX
  • Verbindliche Einführung der Position der stellvertretenden Kita-Leitung in allen Einrichtungen
  • Erweiterung der S-Tabelle mittels weiterer Entgeltgruppen nach oben
  • Qualifizierung und angemessene Vergütung für Praxisanleitung sowie die Ausstattung mit Zeitkontingenten
  • Anerkennung der Berufstätigkeit und der bei anderen Trägern erworbenen Berufserfahrung
  • Anpassung der Eingruppierung an die gestiegenen Anforderungen im Bereich der Behindertenhilfe aufgrund der gesetzlichen Änderungen durch das Bundesteilhabegesetz


Silberbach: "Es handelt sich ausschließlich um gut ausgebildete Fachkräfte in diesem Bereich. Die Arbeitgebenden müssen das Herz, aber eben auch Geld in die Hand nehmen, um Entgelte und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die die Arbeit für alle, die heute schon fleißig sind, und alle die morgen eingestellt werden sollen, attraktiv macht. Darum geht es und nicht um kleine Korrekturen hier und minimale Verbesserungen dort.“

Dass die Tarifverhandlungen nicht einfach werden, macht eine Presseinformation der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) vom 14. Februar 2020 deutlich. Hier heißt es wörtlich: „Die Gewerkschaften fordern deutliche Verbesserungen für den Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes. Die VKA ist zu Gesprächen hierzu bereit. Diese müssen aber mit dem nötigen Augenmaß geführt werden. Gute Arbeitsbedingungen und eine angemessene Bezahlung der verantwortungsvollen Aufgaben im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes sind uns ein wichtiges Anliegen, so VKA-Präsident Ulrich Mädge. Diese Wertschätzung kommt aber bereits im bestehenden Tarifrecht klar zum Ausdruck. Erzieherinnen und Erzieher erhalten nach dem TVöD deutlich höhere Gehälter als andere Berufsgruppen im öffentlichen Dienst mit vergleichbarer Ausbildung.

Bereits in den Tarifrunden 2009 und 2015 sind die Arbeits- und Entgeltbedingungen im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes deutlich aufgewertet worden. Dabei wurde für den Sozial- und Erziehungsdienst auch eine eigenständige Entgelttabelle vereinbart. Das Tabellenentgelt in der am häufigsten besetzten Entgeltgruppe – Erzieherinnen und Erzieher (EG S 8a, Stufe 6) – ist seit 2009 um 56 Prozent auf ein Monatsgehalt von 3.855,19 Euro ab März 2020 gestiegen.

Auch die Ausbildungsentgelte und Ausbildungsbedingungen für Erzieherinnen und Erzieher sind im kommunalen Bereich deutlich verbessert worden. Mit diesen Verbesserungen haben wir die Attraktivität des Erzieherberufs erheblich gesteigert, um mehr Fachkräfte für diesen Bereich zu gewinnen. Wir brauchen ausreichend Beschäftigte im Sozial- und Erziehungsdienst, um den hohen Anforderungen an diesen Bereich gerecht werden zu können.

Etwaige Verbesserungen müssen den tatsächlichen Anforderungen im Bereich des Sozial- und Erziehungsdienstes Rechnung tragen, so VKA-Hauptgeschäftsführer Niklas Benrath. Wir müssen unserer Verantwortung gerecht werden und das Gehaltsgefüge des gesamten kommunalen öffentlichen Dienstes im Blick haben. Eine generelle Aufwertung kann nicht in Betracht kommen.
In den am 5. März 2020 in Potsdam beginnenden Verhandlungen geht es insbesondere auch um die Eingruppierung der Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst – also die Zuordnung von Tätigkeiten zu Entgeltgruppen. Während der Dauer dieser Verhandlungen mit den Gewerkschaften besteht weiterhin Friedenspflicht.“

Verhandlungsauftakt am 5. März 2020: Ansätze erkennbar, deutlicher Schritt fehlt
In der ersten Verhandlungsrunde zwischen den Vertretern der Gewerkschaften und der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) haben dbb und komba gewerkschaft ihre Forderungen den Arbeitgebern nochmals detailliert vorgestellt.

Das Auftaktgespräch zwischen Gewerkschaften und Kommunen über eine Aufwertung des Sozial- und Erziehungsdienstes fand in einer positiven und konstruktiven Atmosphäre statt. Es war erkennbar, dass den kommunalen Arbeitgebern der Fachkräftemangel bewusst ist. Angesichts dessen blieb jedoch das erhoffte Zeichen an die Beschäftigten aus.

„Allen Beteiligten ist klar, dass die Arbeitsbedingungen in der Sozialen Arbeit und in der frühkindlichen Bildung verbessert werden müssen – sowohl für das vorhandene Personal, als auch hinsichtlich der dringend erforderlichen Gewinnung neuer Fachkräfte. Das bedeutet nicht nur bessere Bezahlung, sondern beispielsweise auch die angemessene Honorierung von zusätzlich erworbener Qualifizierung“, sagte dbb Chef und Verhandlungsführer Ulrich Silberbach nach dem Abschluss der ersten Verhandlungsrunde.

Andreas Hemsing, Bundesvorsitzender der komba gewerkschaft, der gemeinsam mit Silberbach die Verhandlungen für den dbb führt, ergänzte: „Die kommunalen Arbeitgeber haben natürlich selbst ein Interesse an einem starken Sozial- und Erziehungsdienst für ihre Bürgerinnen und Bürger. Und es muss endlich angekommen sein, dass wir das Berufsfeld dafür deutlich attraktiver gestalten müssen.“

Die Verhandlungen werden am 23. März 2020 in Potsdam fortgesetzt. Dabei erwarten dbb und komba gewerkschaft ein deutlicheres Zeichen der Aufwertung.

Hintergrund
Die in der Tarifeinigung im Sozial- und Erziehungsdienst 2015 zwischen den Gewerkschaften und Arbeitgebenden vereinbarte Evaluierung hat im Herbst 2019 stattgefunden. Diese Gespräche dienten der Vorbereitung auf die Tarifrunde. Eine Besonderheit ist, dass die Verhandlungen erstmals in der Friedenspflicht stattfinden. Der Forderungskatalog liegt der VKA vor. Nun geht es darum die Verbesserung der Rahmenbedingungen für die Beschäftigten im Sozial- und Erziehungsdienst auch durchzusetzen.
Quelle: dbb und VKA

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