09.10.2019

dbb Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst“ 2019

dbb Bürgerbefragung ©dbb

Über 60 Prozent der Bürgerinnen und Bürger halten den Staat für überfordert

Mit den Worten „Wir haben besorgniserregende Anzeichen für einen generellen Vertrauensverlust in die Leistungsfähigkeit des Staates in Deutschland“, bilanzierte der dbb Bundesvorsitzende Ulrich Silberbach die Ergebnisse der dbb Bürgerbefragung.

Nach der von forsa für den dbb durchgeführten aktuellen Umfrage halten 61 Prozent der Befragten den Staat bei der Erfüllung seiner Aufgaben für überfordert. Am häufigsten werden hierbei die Themen Schule/Bildung, Migration, innere Sicherheit, Umweltschutz, soziale Sicherung und Gesundheitsversorgung genannt. Silberbach: „Alles Themen, die mit dem Zusammenhalt der Gesellschaft und dem gestörten Gerechtigkeitsempfinden der Leute zu tun haben. In den vergangenen Jahren hat unsere Umfrage immer wieder ergeben, dass die Menschen sich vom Staat wirksamen Schutz vor den negativen Auswirkungen von Globalisierung, Digitalisierung und Entgrenzung erhoffen. Die 2019 wachsende Unzufriedenheit mit dem Staat, der Politik, dem öffentlichem Dienst, etablierten Strukturen und Verfahren ist leider logische Konsequenz einer jahrzehntelangen Spar- und Rückzugspolitik, die wir dringend stoppen müssen.“

Um Vertrauen zurückzugewinnen und den Zusammenhalt der Gesellschaft zu verbessern, muss die „Performance“ des Staates schnell und nachhaltig verbessert werden, so Silberbach: „Wir fordern seit Jahren eine angemessene Personalausstattung, bessere Bezahlung und deutliche Schritte hin zu Digitalisierung, Bürokratieabbau und Serviceorientierung. Das würde nicht nur die Bürger- sondern auch die Mitarbeiterzufriedenheit erhöhen.“

Beim persönlichen Umgang mit dem öffentlichen Dienst machen weiterhin über zwei Drittel der Befragten positive Erfahrungen, vor allem auf der Kreis- und Gemeindeebene. „Je persönlicher und je näher dabei der Bezug, desto positiver das Urteil“, so der dbb Chef: „Aus unserer Sicht sprechen gerade auch diese positiveren persönlichen Erfahrungsberichte dafür, dass es sich bei den negativeren Performancebeurteilung 2019 für den Staat um den Ausdruck eines generellen politisch-gesellschaftlichen Unbehagens handelt.“

Die einzelnen Berufsgruppen im öffentlichen Dienst genießen zudem auch 2019 hohe Wertschätzung bei den Bürgerinnen und Bürgern. Silberbach: „Die Top 10 im forsa-Beruferanking werden geradezu vom öffentlichen Dienst dominiert. Bei der Feuerwehr, in Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, bei Polizei und Schule arbeiten die beliebtesten Leute, und das ist ein Trend, der seit 2007 stabil ist.“

Das Ansehen einzelner Berufsgruppen
Seit der ersten „dbb Bürgerbefragung Öffentlicher Dienst“ 2007 wird jedes Jahr ermittelt, welches Ansehen einzelne Berufsgruppen in der Bevölkerung genießen. Hierfür werden den Befragten verschiedene Berufsgruppen mit der Bitte vorgegeben, jeweils anzugeben, ob diese Berufsgruppe ein eher hohes oder eher geringes Ansehen genießt.

Nach wie vor wird das „Beruferanking“ von den Feuerwehrleuten angeführt, von denen 94 Prozent ein hohes Ansehen haben. Es folgen Ärztinnen/Ärzte (88 Prozent), Kranken- und Altenpfleger/innen (87 beziehungsweise 86 Prozent), und Polizistinnen/Polizisten (84 Prozent). Von „Beamtinnen“ und „Beamten“ haben derzeit 34 Prozent – etwas weniger als noch in den beiden Vorjahren – der Befragten ein hohes Ansehen.

Auf den letzten Rängen des Beruferankings finden sich wie auch in den Vorjahren die Versicherungsvertreter/innen (8 Prozent), die Mitarbeiter/innen einer Werbeagentur (10 Prozent) oder einer Telefongesellschaft (13 Prozent) sowie Politiker/innen (16 Prozent) und Manager/innen (19 Prozent). Deutliche Rückgänge im Ansehen haben in diesem Jahr im Vergleich zum Vorjahr vor allem die Unternehmer/innen (- 14 Prozentpunkte) und Journalistinnen/Journalisten (- 11 Prozentpunkte) zu verzeichnen. Auch Techniker/innen, Briefträger/innen, Bankangestellte und Politiker/innen haben ein geringeres Ansehen als noch im letzten Jahr (- 9 Prozentpunkte).

Das Beamtenprofil
Die Bundesbürger wurden auch im Frühjahr 2019 anhand einer Liste um eine Einschätzung gebeten, welche Eigenschaften sie Beamten zuschreiben würden und welche eher nicht.

2019 werden Beamte nach wie vor insbesondere als pflicht- und verantwortungsbewusst (71 beziehungsweise 66 Prozent), als zuverlässig (64 Prozent), rechtschaffen (61 Prozent), kompetent (59 Prozent) und hilfsbereit (58 Prozent) wahrgenommen. 44 Prozent sehen Beamte als unbestechlich, 24 Prozent als flexibel an. Von den eher negativ behafteten Eigenschaften wird den Beamten am ehesten das Attribut „stur“ zugeschrieben (45 Prozent), gefolgt von je 31 Prozent, die Beamte als mürrisch und arrogant ansehen. Dass Beamte ängstlich (18 Prozent), überflüssig (18 Prozent), ungerecht (17 Prozent) oder schlecht (7 Prozent) seien, gibt jeweils nur eine Minderheit an.

Im Vergleich zum Vorjahr haben vor allem die positiven Einschätzungen abgenommen, während die eher negativen Einschätzungen weitestgehend stabil geblieben sind.

Zusammenfassung
Die Ergebnisse der diesjährigen Bürgerbefragung „Öffentlicher Dienst“ werden in starkem Maße von dem Vertrauensverlust beeinflusst, den viele politische Institutionen zu verzeichnen haben. Dieser Vertrauensverlust wurde nach der Bundestagswahl 2017 durch die schwierige und ungewöhnlich lange Regierungsbildung und die permanenten Konflikte innerhalb der Koalition aus CDU, CSU und SPD beschleunigt.

Dadurch beeinträchtigt wurde auch das Vertrauen in die Handlungs- und Leistungsfähigkeit des Staates generell, der eigentlich in einer Zeit der Globalisierung und zunehmender geopolitischer Konflikte von den Bürgern als starke „Schutzmacht“ gewünscht wird. Das schwach gewordene Vertrauen in die Leistungsfähigkeit des Staates führt auch dazu, dass die Bürokratie 2019 kritischer als in den Vorjahren beurteilt wird.

Auch die Urteile über die öffentlich Bediensteten und das Ansehen einzelner Berufsgruppen wurden durch das mangelnde Vertrauen zum Staat und vieler seinerEinrichtungen negativer.
Quelle: dbb

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